parkhäuser - garagen

Anton Pech, Klaus Jens, Günther Warmuth, Johannes Zeininger: parkhäuser - garagen. grundlagen, planung, betrieb.

2006. Etwa 400 S. 400 Abb. in Farbe. Geb.
ca. EUR 69,80. sfr 115,50.
ISBN 3-211-25254-1
Baukonstruktionen Sonderband
Erscheint vorauss. Dezember 2005

  • Planungsgrundlagen für funktionsgerechten und wirtschaftlichen Garagenbau
  • Pläne, Skizzen, Entwurfsschablonen, viele Beispiele
  • Hinweise auf gesetzliche Rahmenbedingungen

Der Sonderband der Fachbuchserie Baukonstruktionen ist der Parkhausplanung gewidmet. Ausgehend von der Problematik des ruhenden Verkehrs, über Planungsgrundlagen des Entwurfs und des Betriebs, werden alle Bereiche eines funktionsgerechten und wirtschaftlichen Parkhauses behandelt.

Der Großteil der in diesem Buch behandelten Details und Zusammenhänge bezieht sich auf Parkhäuser mit hohen technischen, organisatorischen und kaufmännischen Anforderungen. Das sind vor allem Parkeinrichtungen an zentralen Standorten, die Dauer- und Kurzparkern dienen (Mischbetrieb), rund um die Uhr zur Verfügung stehen (Tag- und Nachtbetrieb), auch ohne Personal vor Ort vollautomatisch funktionieren (Betriebssicherheit), den Kunden hohen Benützungskomfort bieten (Planung und Ausstattung), dem Betreiber einen wirtschaftlich optimierten Betrieb ermöglichen (Planung und Ausstattung) und dem Eigentümer einen hohen Nutzwert und eine langfristige Werterhaltung bieten (Planung, Ausstattung, Betriebsführung).

Geschichtliche Entwicklung
(Auszug, Autor: J. Zeininger)

Versucht man die geschichtliche Entwicklung des Garagenbaus herauszuarbeiten, lassen sich zwei Betrachtungsweisen ausmachen:

• Durch Herleitung einer Gebäudetypologie, die einerseits die Vorläufer des Automobils mit einschließt und andererseits in einem Vergleichsverfahren Ähnlichkeiten im Gebäudetypus zum Beleg für historisch typologische Kontinuität darstellt.

Im westlichen Kulturkreis war das Pferd das hochwertigste Reit- und Zugtier über viele Jahrhunderte. Dessen Haltung, einschließlich der dafür notwendigen Züchtung, Pflege und Unterkunft, war stets ein wirtschaftlicher Faktor und ein sichtbares Zeichen für das Potential an Verfügungsgewalt des Eigentümers. Die entsprechenden Gerätschaften und Wägen sowie das zugehörige Personal waren dabei inbegriffen. Im Schlossbau gab es daher im funktionellen Programm stets einen Marstall und eine Wagenburg für Pferde und Kutschen, die auf der architektonischen Ebene in das Gesamtkonzept mit einbezogen wurden.

Im 19. Jahrhundert wurde die Antriebskraft Pferd von der Dampfmaschine abgelöst. Die Eisenbahn war das bestimmende Transportmittel, deren technische und logistische Entwicklung ebenfalls eine Fülle von eigenständigen Gebäudetypen hervorbrachte. Bahnhöfe, Remisen, Stellwerke, Verladeanlagen, Brücken und Tunnels waren bestimmende Bauten, die den gesellschaftlichen und urbanistischen Wandel signalisierten. Individuelles Verkehrsmittel war weiterhin das Reitpferd oder Kutschengespann.

• Durch Definition eines eigenständigen Gebäudetypus, der ursächlich mit der Erfindung und der Entwicklungsgeschichte des Automobils verbunden ist. Mit der Einführung des Automobils findet eine schrittweise Verlagerung vom Schwerpunkt der öffentlichen Verkehrssysteme hin zu einer bis heute anhaltenden Individualisierung der Transportmittels sowohl im Personen- wie im Güterverkehr statt.

Es waren in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nur die Aristokratie und wohlhabende Bürgerschichten, die im Regelfall auch wie bisher chauffiert wurden, oder avantgardistische Kreise, wie etwa die der Geschwindigkeit verpflichteten Futuristen, die als Protagonisten einer motorisierten Elitegesellschaft auftraten. Die frühen städtischen Garagen waren daher auf diese Klientel und deren Bedürfnis nach Service und Exklusivität abgestimmt. Oft im Umfeld von Luxushotels angelegt und mit umfangreichen Servicestationen und Personal ausgestattet, spiegelten Sie im architektonischen Ausdruck durch den Einsatz moderner Eisenbetonkonstruktionen den technologischen Fortschritt wieder.

Dem Zeitgeist verpflichtet, wurden die Garagen zum Teil als neue Kathedralen des Automobils stilistisch aufgeladen oder als avantgardistische Zweckbauten zu Kündern einer maschinenbestimmten Ära entwickelt. Der neue Werkstoff Eisenbeton ermöglichte die für die großflächige Fahrzeugaufstellung notwendigen Spannweiten, schlanken Stützen und Pfeiler. In Verbindung mit den plastisch durchgeformten Deckensystemen und den aufgelösten Wandscheiben beginnt sich eine dem neuen Bautypus entsprechende Formensprache herauszubilden. Es entstehen eindrucksvolle Innenräume, die einer Ästhetik des „Neuen Bauens“ verpflichtet sind.

Nach dem 2. Weltkrieg setzte in Europa eine erste breite Welle der Motorisierung ein. Mit Beginn der 50er Jahre kündeten Schnellstraßen und Autobahnen mit ihren Raststätten und Tankstellen, die eigene Garage als Ergänzung des Traums vom Eigenheim und die im Lichterglanz der Geschäftstraßen neu errichteten Autosalons vom Traum der Freiheit des Individuums. Die motorunterstützte Bewegungsfreiheit sollte den Lebensalltag aller verändern. Die mobile Unabhängigkeit des entstehenden „Normalverbrauchers“ von bevormundenden Systemen etablierte sich durch das Anbot von Großserien wie den „Volkswagen“ zunehmend.

Die autogerechte Stadt wurde als städtebauliches Leitbild prägend für zeitgemäße Stadtplanung des Wiederaufbaus und des rasant steigenden Wirtschaftswachstums. Im Sinne der Carta von Athen des CIAM, die ein Manifest für eine funktionelle Separierung von Wohnen, Arbeiten und Verkehr bei der Planung von „New Towns“ und dem Umbau von ausgebombten Städten darstellte, wurden alle Voraussetzungen geschaffen, die ein enormes Anwachsen des städtischen Individualverkehrs ermöglichten. Hier setzt auch die Entwicklung des Großgaragenbaus ein. In den Ballungszentren, an den Arbeits- und Wohnstätten der nun räumlich getrennten Areale mussten bis dahin nicht gekannte Mengen an Individualfahrzeugen abgestellt werden können.

In Fortführung des städtebaulichen Ansatzes wurden die ersten Großgaragen in funktionalistischer Manier als architektonisch „reiner“ Typus geplant. Er sollte eine sachlich und ästhetisch entsprechende Umsetzung erfahren. Die Betonung der Baustruktur und die Neuheit des Errichtungszwecks werden bei den bemerkenswertesten Beispielen dieser Zeit vom Stolz auf das „erste Auto“ für jedermann überlagert. Mit der mengenmäßigen Steigerung des Bedarfs verliert sich zunehmend das heroische Pathos und macht einem rein wirtschaftlich ausgerichtetem Kosten- Nutzendenken Platz. Eine Profanisierung der Bauaufgabe Garage setzte ein.

Garagen werden im städtischen Umfeld zwar immer notwendiger, die Unförmigkeit der technischen Großstruktur und deren Immissionen werden jedoch zunehmend als Störquellen eingestuft. Die negativen Nebenwirkungen des Autoaufkommens in den Städten werden von der Bevölkerung zunehmend realisiert und führten zu ersten einschränkenden Schutzbestimmungen. Parkgaragen haben sich in der Folge dem Umfeld anzupassen, oder noch besser, sollten sich aus dem Stadtbild weitestgehend ausblenden. Heute werden in den europäischen Kernländern durch entsprechende gesetzliche Regelungen die zulässigen Umwelteinflüsse festgelegt und die Integration der Baukörper in das städtische Umfeld vorangetrieben und deren Verkehrsauswirkungen kommunal abgestimmt. Bei Großgaragen ist eine standortbezogene Verträglichkeitsprüfung obligatorisch und über die architektonische Ausgestaltung wachen im Regelfall Fachgremien in Gestaltungsausschüssen.




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