Schulbaurestrukturierung, Wien 2007
Im Zuge des
Schulbauerneuerungsprogramms der Stadt Wien werden in einer
ersten Etappe 50 Schulen funktionell und baulich den
geänderten Rahmenbedingungen von SCHULE HEUTE angepasst. In
einem ersten Planungsschritt werden dazu im Auftrag der MA34 die
Bestandsdaten erfasst. Folgende zwei Schulen werden derzeit von zeininger architekten bearbeitet.
1220, Schüttaustraße 42
Volksschule der Stadt Wien erbaut 1903, Aufstockung um 1
Geschoß 1912
Planung: Architekt und Stadtbaumeister Georg
Löwitsch
Stadträumliche
Situation:
Die Donaustadt entwickelte sich durch die
Donauregulierung und den Bau der Reichsbrücke als
Erweiterungsgebiet der Leopoldstadt rasant. Innerhalb von 50
Jahren stieg die Bevölkerung in der Leopoldstadt auf das
30fache (1857: 3620 Einwohner, 1910: 101 316 Einwohner) und
erzeugte so einen Erweiterungsdruck über die Donau hinweg.
1903 wurde die Schule errichtet.
Die Volksschule in der
Schüttaustraße stellt einen gründerzeitlichen
Schulbautypus der Donaumonarchie dar. Die Schule, bestehend aus
einem 4-geschoßigem Klassentrakt und einem hofseitig
angebauten, flachen Turnsaaltrakt, ist symmetrisch in den
Blockraster der gründerzeitlichen Stadtregulierung
eingefügt. Sie teilt sich mit dem der Schauseite
vorgelagerten parkartigen Schulhof einen Baublock, wodurch im
Gegensatz zur angrenzenden Blockrandbebauung städtebaulich
die Solitärwirkung des Schulbaus betont wird. Durch den
vorgelagerten Schulhof an der Schüttaustraße entsteht
ein typischer, gründerzeitlicher Vorplatzcharakter mit
Zauneinfassung, Toren und Wegen über geometrisch- achsialer
Konzeption.
In der Zwischenkriegszeit erfolgten im angrenzenden
Stadtraum Strukturergänzungen, die eine Aufweitung der
Blockstruktur durch eine Kulminierung im Sinne von "Superblocks"
als stadträumlich ausdifferenzierte Blockrandbebauung
ergaben. Dieses Konzept wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als
Reparaturmaßnahme zur Auflockerung der dichten
Blockbebauung fortgeführt. Ab den 60er Jahren des 20.
Jahrhunderts werden städtische Zeilenbauweisen für
mehrgeschossigen Wohnungsbau ergänzt, bis zur
Großwohnanlage von Harry Seidler an der Reichsbrücke
am Ende des 20 Jahrhunderts ihre Fortsetzung finden.
Baukonzept:
Die Schule weißt ein hochgründerzeitliches Baudekor
mit leichten Ansätzen von sezessionistischen Zitaten auf,
das sowohl in der plastischen Ausformung wie in der Farbgebung
noch weitgehend erhalten ist. Auch die Bautischlerarbeiten in der
Gebäudehülle sind noch großteils orginal
vorhanden. Die funktionelle Struktur des Klassentraktes geht von
einer einhüftigen, U-förmigen Aufreihung von je
Geschoß 6 Klassenräumen, zum Vorplatz hin orientiert,
aus. Hofseitig sind der Erschießungsgang, das zentrale
Stiegenhaus und symmetrisch die Nassräume angelagert.
Bereits 10 Jahre nach der Eröffnung der Schule musste sie um
1 Geschoß aufgestockt werden, das zu keinerlei
stilistischen und räumlichen Zäsuren führte.
Im
Erdgeschoss entwickelt sich entlang der Hauptsymmetrieachse des
Gebäudekomplexes auch die Haupterschließung. Im
Eingangsbereich wird über eine Halbstiege das Hochparterre
erreicht und über die weiterführende Halbstiege im
Stiegenhaus wieder auf Hofniveau abgesenkt, wird der Turnsaalbau
achsial erschlossen. Dieser ist ebenfalls noch weitgehend orginal
ausgestattet und ist ein markantes Alltagsbeispiel für die
Multifunktionalität gründerzeitlicher Konzepte. Die
Einbindung der Garderoben und der Aufschließung in den
Turnsaalbereich erzeugt bei ansprechender Differenzierung der
Raumhöhen und einer verbindenden Holzlamperie einen Raum,
der auch für Festveranstaltungen attraktiv ist.
1210, Roda-Roda-Gasse 3
erbaut und erweitert 1966
Planung: Architektin Dipl.Ing. Elise Sundt (eine Pionierin des Fertigteilbaus in Österreich)
vormals: Volks- und Hauptschule der Stadt Wien
heute: Berufsorientierende Mittelschule Roda Roda Gasse
Poly 21 (Expositur der Poly20) Polytechnische Schule
Stadträumliche Situation:
Die Schulanlage wurde in den 60er
Jahren des 20. Jahrhunderts als Infrastrukturleistung der
zeitgleich entstandenen Wohnbebauung in Strebersdorf, nahe der
nordwestlichen Stadtgrenze zu Langenzersdorf, als kombinierte
Volks- und Hauptschule errichtet. Der Standort nördlich der
Pragerstraße ist in ein Wohnquartier in Zeilenbauweise in
städtischer Randlage eingebettet. Die offene Bauform folgt
städtebaulich dem Leitbild der "Stadtlandschaft", die durch
fließende, begrünte Außenräume und einer,
der Carta von Athen verpflichteten, funktionellen Staffelung der
Grundfunktionen der Stadt gekenntzeichnet ist. Das
Schulgelände liegt an der Schnittlinie zweier, im
schrägen Winkel, tangierender Bebauungsraster, wodurch sich
eine dreieckige Vorplatzsituation ergibt. Der raumgreifend, in
Trakte gegliederte Gebäudekomplex umstellt in einem offenen
Ring den begrünten Schulhof mit Sportplatz und ist durch
Vorgärten in den öffentlichen Raum eingebettet.
Baukonzept:
Die Schulanlage knüpft an skandinavische
Vorbilder an. Ein lichtdurchfluteter Außen-Innen-Bezug, die
differenzierte, Landschaft erzeugende Grünraumgestaltung und
die großzügigen allgemeinen Verweil- und
Pausenräume erzeugen einen Schulraum fern der hierarchischen
Zwänge gründerzeitlicher Kathederpädagogik. Von
besonderer Qualität ist die architektonische Feinbearbeitung
der Oberflächen. Kombiniert mit einer modernen Betonbauweise
in einer systematischen Mischung aus Tafel- und Rahmenbauweise
werden darauf abgestimmt unterschiedliche Wandbeläge im
Außenbereich eingesetzt. Große Fensteröffnungen
mit einer funktionellen Fensterteilung fachen die
Primärstruktur regelhaft aus. Im Inneren setzt sich die
Materialgliederung bei den Boden- und Wandoberflächen fort,
sodass ein eleganter und hochwertiger Gesamteindruck der Schule
entsteht.
Die Funktionsgruppen Klassen,
Sonderunterrichtsräume und Turnsäle sind in einzelnen
Trakten in einhüftiger Anlage untergebracht. Ein breit
bemessener, alles verbindender Gang, der in seiner Wegabfolge
sowohl den Hofbereich als auch den öffentlichen
Straßenraum über die Vorgärten hinweg tangiert,
fasst alles zusammen. An ihn angelagert, liegen qualitätvoll
räumlich ausgestaltet der Hauptzugang mit Buffetzone, die
offenen und somit räumlich verbindenden Stiegenhäuser
und die Hofausgänge. 2 Schulwartwohnungen, eine beim
Haupteingang, eine beim Turnsaaltrakt ergänzen das
Raumprogramm. Die Zentralgarderobe ist übersichtlich und
natürlich belichtet im Souterrain untergebracht.
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