Wiental-Highway

Bieterverfahren, Wien, 2007

Platzierung

2. Rang

Projektteam

Bietergemeinschaft:

  • Pauser ZT-GmbH
  • zeininger architekten
  • Ingenieurbüro Neukirchen ZT-GmbH
  • Stoik & Partner ZT-GmbH

assoziiert mit:

  • TU Wien/ Institute for Transport Planning and Traffic Engineering
  • 3:0 Landschaftsarchitektur OEG


Wiental-Highway Konzept

Grundsätzliche urbanistische Überlegungen zum Lösungsvorschlag

Der Wiental-Highway soll ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität der Stadtbewohner werden. Es ist planerisch und organisatorisch alles zu unternehmen, dass Radfahren in der Stadt als Fortbewegungsmittel attraktiver wird. Eine breite Akzeptanz dieses Ziels in der Bevölkerung kann nur durch intensive Bemühungen um bequeme und sichere Benutzungsbedingungen erreicht werden.

Wir sehen die Funktion des Wiental-Highways auf 2 Ebenen angelegt. Auf der 1. Ebene stellt der Highway eine radiale Hauptverbindung für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer zwischen dem Stadtkern und der westlichen Peripherie dar. Auf der 2. Ebene wird durch die Anlagerung von urbanen Erlebnis- und Erholungsräumen entlang des Flussbetts eine tangential wirkende Vernetzung der angrenzenden Wohnviertel erreicht.

RADIAL - Ebene 1

Folgende Parameter sind maßgeblich:
· die Schaffung einer kurzen, sicheren und schnellen Verbindung aus der Stadt zum Stadtrand hin, mit seinen Naherholungszonen im Wienerwald,
· die Distanz Naschmarkt (U-Bahnstation Kettenbrückengasse) bis Stadtrand Hütteldorf (U-Bahnstation Hütteldorf) soll in 30 min. per Rad zurückzulegen sein. Das entspricht bei einer Distanz von ca. 7 km einer mittleren Fahrgeschwindigkeit von 14 km/h, vgl: U-Bahn laut Wiener Linien: 15 min. vgl: PKW-Fahrt laut Routenplaner: 12 min.
· die Schaffung kreuzungsfreier Passagen bei großen Verkehrsknoten durch Nutzung des Wienflussbetts zur Beschleunigung und Erhöhung der Verkehrssicherheit der Nutzer.
· das Schaffen von attraktiven Verweilangeboten entlang der Strecke mit Witterungsschutz, Treffpunkten, Regenerationszonen, Serviceangeboten etc.
· die Schaffung eines leistungsfähigen Leit- und Informationssystems durch:
· Aufbau eines eigenen Routenplaners auf www.wien.at für Radfahrer,
· Laufende Newsinfos zu Veranstaltungen im Zielfeld des Wiental-Highways auf Tourismusseiten, Jugendseiten, Freizeitseiten, Kultur- und Sportseiten,
· ein attraktives Leitsystem verbunden mit stadthistorischen und stadtkulturellen Infos.

TANGENTIAL - Ebene 2

Folgende Parameter sind maßgeblich:
· Mit dem Wiental-Highway als Verkehrsband und dem als Bewegungsraum interpretierten Wienflussbett wird ein symbiotisch wirksames Stadtsystem geschaffen. Mehrfachnutzung und funktionelle Nischenbildung als urbane Ordnungsinstrumente werden dabei eingesetzt.
· Der Ausbau des „Stadtsystems Wiental“ wirkt dem trennenden Charakter der Wienflussverbauung entgegen. Bestehende Verknüpfungspunkte werden aufgewertet und neue durch zusätzlich angelegte Aktionsräume geschaffen.
· Entlang des Wiental - Highways wird das Potential von urbanen Erholungs- und Aktionsräumen aufgespürt. Auf der Grundlage des bestehenden städtischen Raums wird durch sparsame, gezielte Verstärkungs- und Bündelungsmaßnahmen urbaner Mehrwert modelliert.
· Der Wienfluss mit seiner „harten Fassung“ wird als linear gerichteter Aktions- und Bewegungsraum gesehen, der sequenzweise und ineinander verschränkt, neuen urbanen Nutzungen zugeführt wird.
· Die definierten Sequenzen werden selbst zu „Orten“ (hot spots) für die angepeilten Nutzergruppen eingerichtet.
· Die Überlagerung mit der Radialfunktion des Highways schafft ein verdichtetes, urbanes Erlebnispotential. Durch die Zonierung wird nutzungsbedingtes Konfliktpotential zwischen Zielgruppen entscheidend reduziert und gelebte Vielfalt ermöglicht.
· Eine saisonale Nutzungsvielfalt ist zu berücksichtigen.

Überlegungen zum Lösungsvorschlag Bereich Kennedybrücke

Der Bereich Kennedybrücke nimmt im Stadtkörper von Wien eine markante Stellung ein.
· Für von Westen mit dem Auto Anreisende wird das Passieren der Unterführung unter der Kennedybrücke als städtische Zäsur empfunden, die dem Passieren eines Stadttors gleichkommt. Man ist nun „in der Stadt“.
· Kommt man aus der Stadt, verortet die Kennedybrücke den Zugang nach Hietzing.
· Für Stadttouristen gilt Sie als Orientierungshilfe für die Sehenswürdigkeiten Schönbrunn, Gloriette, Palmenhaus und Tiergarten.
· Sie bildet das stadtseitige Verbindungsglied zwischen den Bezirken Hietzing und Penzing. Durch die Umbaumaßnahmen des Highwayausbaus wird die stadträumliche Situation der Uferbebauung verbessert und die räumliche Schnittstelle im städtischen Alltag nutzbar gemacht.

Für den Einbau des Wiental-Highways im Bereich Kennedybrücke sind folgende Parameter maßgebend:
· Die Highwaytrasse unterfährt die Kennedybrücke auf der Penzinger Seite als Anhängesteg im Flussbettprofil in mittlerer Höhenlage.
· Die Breite des Highways ist im geforderten Planungsabschnitt mit 3,5 Metern vorgesehen. Die konstruktive Ausführung wird als stählerne Anhängekonstruktion konzipiert. Als Geländer ist ein sehr offen wirkendes Rippgitter gefasst in Formrohrprofilen in leicht austauschbaren Feldern vorgesehen. Wo hydraulisch erforderlich, kann es umgelegt werden.
· Auf der Penzinger Seite, zwischen der Kennedybrücke und dem Badhaussteig, wird durch Auflassung der Stellplätze eine zusätzliche Freifläche geschaffen, die als Verteilzone an die Kennedybrücke und den Highway angebunden ist.

Die „Penzinger Chaussee“ wird den gründerzeitlichen Vorstadthäusern mit ihren Vorgärten vorgelagert, wodurch städtischer Lebensraum zurück gewonnen wird.
· In der Detailausbildung wird der tangierende Highway ca. 25 - 40 cm gegenüber der neu geschaffenen Freifläche tiefer angelegt. Der Höhenunterschied wird rhythmisiert durch Pflanzgruppen, Rampen und Sitzstufen ausgeglichen. Ziel ist es, perspektivisch begünstigt, einen freien Blick ans andere Ufer nach Hietzing zu erreichen und durch den leicht fallenden Verlauf zum Ufer hin Stadtnutzer anzuziehen.

Penzinger Chaussee

· Der „Hietzinger Kai“ wird am benachbarten Ufer durch die „Penzinger Chaussee“ ergänzt. Unter dem Arbeitstitel Chaussee soll dem bestehenden Ausfallsverkehrsband der Hadikgasse seine Eindimensionalität genommen und durch das Operieren mit dem Typus „Landstraße“ als multifunktionalem Verkehrsweg, stadt- und landschaftsgestalterische Dimensionen wieder eingeführt werden.
· Historisch gesehen bestand die Chaussee aus einer Steinbahn für Fuhrwerke und einem begleitenden Sommerweg für unbeschlagene Tiere, deren Einführung im beginnenden 19. Jahrhundert die Verkehrsverbindungen von Städten mit dem Umland verbesserte.
· Der begleitende Sommerweg ist durch eine äußerst amorphe Ausprägung gekennzeichnet, die auf feinste topografische und geologische Unterschiede reagiert.
· Durch die geplante Erweiterung um die Breite des Radhauptwegs auf der linken Uferseite soll eine, dem Sommerweg nachempfundene, urbane Freifläche geschaffen werden. Unter Einbeziehung des derzeit als Restfläche qualifizierten Penzinger Randstreifens zwischen der Kennedybrücke und dem Badhaussteig kann die derzeitige unbefriedigende Situation umgedeutet werden. Durch die Vergrößerung der nichtmotorisierten Flächennutzung wird für diesen Bereich eine Ausgewogenheit von Durchzugsverkehr und Lebensraum angesteuert. Der Penzinger villenartigen Uferbebauung wird der vorstädtische Charakter in neuer Interpretation zurückgegeben und eine räumliche Verschränkung mit der Uferbebauung von Hietzing erreicht.




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